Die Evolution der OP-Technik

Wie jeder andere Bereich der Medizin auch, unterliegt die Chirurgie einem steten Wandel. Neue Techniken und Behandlungsmethoden kommen hinzu. Andere werden verworfen oder entwickeln sich weiter.

In der ästhetischen Nasenchirurgie ist erst vor wenigen Jahren ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel erfolgt: von der sogenannten strukturellen zur erhaltenden Nasenkorrektur (engl. „structural vs. preservation rhinoplasty“). Andere Bezeichnungen für diese Form der Rhinoplastik sind „Nasenrückenerhalt“ oder „Let Down / Push Down“.

Darunter versteht man, dass die wichtigsten anatomischen Strukturen erhalten bleiben und nur durch Verlagerungen von Knochen und Knorpel die gewünschten ästhetischen Veränderungen erreicht werden. Das betrifft vorwiegend den Nasenrücken.

Die Anatomie ist komplex

Der Nasenrücken besteht aus Knochen- und Knorpelanteilen, die von einer dünnen Schicht aus Bindegewebe, Fett und Haut überzogen sind. Manche Menschen haben einen sehr langen Knochenanteil, andere einen eher kurzen. Der Knochen liegt wie eine gebogene Kappe über dem Knorpel und bedeckt ihn teilweise. Bei ausgeprägtem Nasenhöcker sind die Winkel des gebogenen Nasenrückens zur gedachten Nasenrückenlinie extremer, was die Veränderung komplizierter macht. Einfacher sind Korrekturen bei leichtem und langgezogenem Bogen des Nasenrückens.

Getragen wird der Nasenrücken von der Nasenscheidewand. Durch Verletzungen in der Kindheit können Nasenscheidewand und somit auch der Nasenrücken schief gewachsen sein. Auch das verkompliziert die Korrekturmöglichkeiten. Schiefnasen stellen die schwierigste Form bei ästhetischen Nasenkorrekturen dar.

Begradigung des Nasenrückens – die klassische Variante

Bei der klassischen (strukturellen) Nasenkorrektur wird der Nasenrücken durch das Brechen des Knochens mit Hammer und Meißel auf der gewünschten Ebene abgetragen und somit im seitlichen Profil begradigt. Das natürliche Gewölbe des Nasenrückens und die Verbindungen von Knochen und Knorpel werden hierbei zerstört. Um nun wieder eine rundliche und vor allem stabile Form zu erhalten, erfolgt durch unterschiedliche Techniken eine Rekonstruktion. Besondere Beachtung muss in jedem Fall dem Bereich der sogenannte inneren Nasenklappe geschenkt werden – der Bereich, der sich direkt oberhalb der Nasenspitze im Übergang zum Nasenrücken befindet. Denn hier befindet sich die natürliche Engstelle der inneren Nase. Damit sich die Nasenatmung nicht verschlechtert, muss diese ausreichend weit bleiben.

Schwierig und mit eingeschränktem Erfolg ist diese Technik bei deutlichen Schiefnasen. Durch die im Rahmen der Wundheilung auftretenden Spannungen im Gewebe kommt es häufig zu erneuten Schiefstellungen. Die Nase nimmt also ihre alte Position wieder ein.

Auch heute noch verwenden viele Chirurgen diese klassische Technik. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden und in manchen Fällen bleibt weiterhin nur dieser Weg, um die Nase zu verformen. Allerdings bestand und besteht mit dieser Technik das Risiko, dass es deutlich eher zu sichtbaren Veränderungen kommen kann, die ästhetisch ungünstig wirken können.

Häufig starke Schwellung, Hämatome und Schmerzen

Ein weiterer Nachteil bei dieser Art der ästhetischen Nasenchirurgie ist die Tatsache, dass es signifikant zu mehr Schwellung, Hämatombildung und Schmerzen kommen kann. Das Weichgewebe wird deutlich mehr beansprucht, was zu Verletzungen von feinen Gefäßen und Nerven führt.

Nasenrückenerhalt oder „Let Down“

Mit der Neuentdeckung der Technik des Nasenrückenerhalts kann man seit wenigen Jahren nun viel von der natürlichen Anatomie erhalten. Diese Technik ist eigentlich schon vor Jahrzehnten etabliert worden, aufgrund der damals eingeschränkten technischen Möglichkeiten und auch durch den starken Einfluss anderer Methoden aber wieder in Vergessenheit geraten.

Der Trick dabei ist, dass der Höcker nicht abgetragen sondern in die Gesichtsebene verlagert wird. Die knöchern-knorpelige Oberfläche bleibt also intakt; das Gewölbe und die stabile Verbindung von Knochen und Knorpel erhalten. Nicht nur aus ästhetischer Sicht ist das ein entscheidender Vorteil – sondern auch aus funktioneller.

Die Technik des Nasenrückenerhalts

Erreicht wird die Verlagerung, indem an den beiden Seiten des knöchernen Nasenrückens auf Höhe der Gesichtsebene ein mehr oder weniger breiter Streifen aus Knochen und gleichzeitig ein feiner Streifen aus Knorpel direkt unterhalb des Nasenrückens an der Nasenscheidewand entfernt wird. Die dadurch entstehenden Lücken geben den Platz frei, um den Nasenrücken in die Gesichtsebene zu verlagern.

Man stelle sich als Beispiel einen Stapel Zeitungen vor, bei dem die unteren entnommen werden. Die obersten bleiben, wie sie vorher lagen. Man reduziert also die Stapelhöhe nicht von oben, sondern von unten.

Wenig Schmerzen, Hämatome und Schwellung

Neben deutlich weniger Schmerzen kommt es auch zu deutlich geringeren Schwellungen und sehr geringen Hämatomen um die Augen. Die Wundheilung verläuft schneller. Auch aus funktioneller Sicht ist der Nasenrückenerhalt zu bevorzugen. Denn der Fluss der Luft durch die Nase ist nun einmal an die anatomischen Verhältnisse gebunden. Je mehr eigene Anatomie erhalten wird, desto besser.

Spezialfall Schiefnase

Ein Spezialfall sind Schiefnasen, bei denen der Nasenrücken in sich gerade ist, die gesamte Nase zur senkrechten Achse aber mit einem mehr oder weniger großen Winkel abweicht. Gerade mit dieser Technik lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen.

Der Nasenrücken wird dabei von der Gesichtsebene gelöst und im Gesamten zur jeweiligen Seite verlagert (engl. „Push Over“). Die Nase wird also auf die Gesichtsachse gestellt. Die Nasenpyramide ist weiterhin in sich stabil und kann den Zugkräften im Rahmen der Wundheilung deutlich besser widerstehen.