Jede Nasenoperation birgt in sich ein Risiko: Das Risiko, dass sich das Endergebnis nicht so einstellt, wie man es sich gewünscht hat. Die Enttäuschung darüber betrifft immer beide Seiten – den Patienten und den Operateur.

Die Wundheilung ist ein komplexes Zusammenspiel aus sich aufeinander aufbauenden biologischen Abläufen. Vernarbungen, verschiedenste Formen von Wundheilungsstörungen und individuelle Faktoren können das Ergebnis beeinträchtigen. Natürlich können auch chirurgische Fehler unterlaufen sein.

Eine Korrektur ist meistens möglich, erfordert aber sehr viel Erfahrung und chirurgisches Können. Im Rahmen einer Beratung in meiner Praxis kann ich Ihnen zeigen, welche Möglichkeiten sich ergeben und ob ein schönes Endergebnis trotzdem noch zu erreichen ist.

Ursachen für eine Nasennachkorrektur

Bei einer Nasenkorrektur wird das knöchern-knorpelige Gerüst der Nase durch unterschiedliche Techniken verändert. Hat man in der Vergangenheit häufig Knochen- und Knorpelanteile entfernt um eine Nase zu verkleinern und zu verändern, basieren heutige Techniken auf einer grundlegend anderen Philosophie: Das Gerüst der Nase wird stabilisiert und natürliche Schwachstellen ausgeglichen. Der Nasenrücken wird erhalten und in die Gesichtsebene verlagert. Zum Einsatz kommt körpereigener Knorpel aus der Tiefe der Nasenscheidewand. Das hat zu einer deutlich geringeren Rate an Nachkorrekturen geführt.

Doch trotz der wesentlichen Verbesserungen der Techniken in den letzten Jahren kann es zu Verschiebungen, Verziehungen, Schiefstellungen und Vernarbungen kommen – auch nach langer Zeit. Die Nasenspitze sinkt ab oder wird wieder breiter, der Nasenrücken verbiegt sich, feine Unregelmäßigkeiten zeigen sich bei unterschiedlichem Lichteinfall. Das ist unschön und kann frustrierend sein. Die Nase ist nun einmal ein wesentlicher Aspekt unseres Gesichts. Aber Wundheilung lässt sich nicht kontrollieren.

Ursachen für eine notwendige Nasennachkorrektur können beispielsweise lokale Entzündungsreaktionen in den ersten Tagen und Wochen nach einer Operation sein. Diese sind in vielen Fällen nicht sichtbar und können selbst durch eine Therapie mit einem Antibiotikum nicht sicher verhindert werden. Durch Entzündungen kommt es immer zu einer mehr oder weniger starken Narbenbildung, d.h. zu einer dauerhaften Ansammlung von Bindegewebe. Gleichzeitig kann sich dadurch Knorpel auch teilweise auflösen. Das sorgt für Instabilitäten und Volumenmangel. Die Folgen sind Verziehungen oder Dellen. Sind Sie auf Medikamente angewiesen, rauchen Sie, haben Sie einen ungesunden Lebensstil oder sind Sie bereits deutlich älter, kann auch das Auswirkung auf das Endergebnis Ihrer Nase haben. Auch nach Unfällen kann eine Nachkorrektur notwendig sein.

 

Wundheilung und Nachkorrektur

Nicht verwechseln sollte man allerdings solche Veränderungen mit den generellen Phasen der Wundheilung. Denn viele Nasen sehen in den ersten Wochen und Monaten nach einer Nasenoperation noch nicht zufriedenstellend aus. Durch die Schwellung des Weichgewebes in Abhängigkeit von der Dicke der Haut sieht man vor allem an der Nasenspitze und am Übergang des Nasenrückens zur Gesichtsebene zunächst wenig vom zukünftigen Ergebnis. Teilweise kann sich ein sog. Pseudohöcker zeigen, der als Resthöcker fehlinterpretiert wird. Hier kommt es durch die Schwellung im Bereich des alten Nasenhöckers zu einer Flüssigkeitsansammlung. Die Haut imitiert also den alten Höcker, da sie erst schrumpfen muss. Das zeigt sich erfahrungsgemäß häufig bei dünner Haut oder bei einem ausgeprägten Höcker der alten Nase.

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Nasennachkorrektur?

Zu allererst sollten nach einer missglückten Nasenoperation die biologischen Wundheilungsprozesse abgewartet werden – abhängig davon, wie ausgeprägt der Korrekturbedarf ist und welche Strukturen betroffen sind. Das erfordert viel Geduld, lohnt sich aber. Denn nur wenn wir die bestmögliche Voraussetzung für eine Nasennachkorrektur geschaffen haben, können wir auch ein bestmögliches Korrekturergebnis erwarten. Häufig ist nach abgeschlossener Wundheilung der Korrekturbedarf geringer, als zwischenzeitlich angenommen.

In den meisten Fällen ist dieser Zustand ungefähr ein Jahr nach der vorangegangenen Operation erreicht. Ab diesem Zeitpunkt ist keine Schwellung mehr im Gewebe, die Narbenbildung ist weitestgehend abgeschlossen und die Haut ist wieder verschieblich. Bei Menschen mit dicker Haut kann dieser Status jedoch auch erst nach bis zu 2 Jahren erreicht sein.

Operiert man zu früh, riskiert man erneute und andere Verschiebungen und hat als Operateur gleichzeitig Probleme, das richtige Ausmaß der notwendigen Anpassungen zu erkennen.

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Nachkorrektur bei funktioneller Einschränkung

Immer wieder tritt nach einer erfolgreichen ästhetischen Nasen-OP das Problem auf, dass die Nasenatmung (immer noch) nicht zufriedenstellend ist. Meistens hängt das mit der Größe der unteren Nasenmuscheln zusammen. Im Rahmen der Operation wird zwar häufig eine Korrektur durchgeführt. Generell geht man aber schonend vor. Somit besteht das Risiko, dass es zu einer zu geringen Größenveränderung gekommen ist. Das Resultat ist eine weiterhin bestehende Nasenatmungsbehinderung, vor allem im Liegen.

Eine Problemlösung stellt die ambulante und unter lokaler Betäubung stattfindende Nasenmuschelverkleinerung dar (Radiofrequenzverödung des Schwellgewebes), ein Eingriff, dessen Kosten die Krankenkasse für gewöhnlich übernimmt.

Ein weiterer möglicher Grund für eine eingeschränkte Nasenatmung nach erfolgter Operation ist die mitunter auftretende Verbiegung der Nasenscheidewand, was zu einer einseitigen Nasenatmungsbehinderung führen kann. Hier ist dann eine Nachkorrektur in Narkose notwendig.

Rippenknorpeltransplantate oder Ohrknorpel

Um eine Nasennachkorrektur zum Erfolg zu führen, muss in vielen Fällen zusätzlicher Knorpel, manchmal auch Fettgewebe und Muskelhaut, gewonnen werden. Es geht immer um die Stabilisierung des Nasengerüsts und den Ausgleich natürlicher oder neu hinzugekommener Schwachstellen.

Dazu nutzt man erneut körpereigenen Knorpel – nur nicht aus der Nasenscheidewand, sondern aus der Rippe, teilweise auch aus der Ohrmuschel. Der Knorpel der Nasenscheidewand ist meistens nicht mehr verwendbar, da er im Rahmen der Voroperation verändert oder genutzt wurde. Rippenknorpel hat ähnliche Eigenschaften, wie der Knorpel der Nasenscheidewand. Ohrknorpel ist hingegen deutlich weicher und durch seine Krümmung weniger gut zu verwenden. Nur bei kleineren Korrekturen kann man auf Ohrknorpel zurückgreifen.

Künstliches Material sollte nie verwendet werden.

Grenzen der Nasennachkorrektur

Wenngleich der Wunsch zur Nasennachkorrektur in vielen Fällen nachvollziehbar ist, gibt es dennoch Grenzen, die respektiert werden müssen. Als wichtige Grundlage muss ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis existieren. Das hilft beim Abwägen zwischen Risiko eines Misserfolgs und der Wahrscheinlichkeit, das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

Da wir alle sehr unterschiedliche Gewebequalitäten und anatomische Gegebenheiten besitzen, müssen diese Faktoren in jede Überlegung einer Nasennachkorrektur mit einbezogen werden. Möglicherweise lässt sich also individuell kein besseres Ergebnis erzielen. Oder möglicherweise ist das Risiko für eine Veränderung gestiegen, da erst im Rahmen der abgelaufenen Wundheilung unbekannte Probleme aufgetreten sind.

Grenzen sind aber auch unrealistische Erwartungshaltungen auf Seiten des Patienten. Gibt es wirklich einen Korrekturbedarf? Was ist erreicht worden, wenn man die „alte“ Nase betrachtet? Stehen Aufwand, Risiko und Nutzen in einem gesunden Verhältnis? Ist ein zusätzliches Risiko aufgetreten? Kein Nasenchirurg der Welt kann ein perfektes Ergebnis zaubern. In einem gemeinsamen Gespräch und unter Zuhilfenahme von Vorher-Fotos sollte eine ausführliche Analyse erfolgen.